Jetzt auf dem Mittelmeer
Auf der Mittelmeer-Route
zwischen Libyen und Sizilien
Die Flucht über das Meer ist immer gefährlich! Bei hohem Seegang droht das Auseinanderbrechen des Bootes, bei Sonnenschein besteht die Gefahr der Dehydrierung und auch spiegelglattes Wasser kann töten, wenn man zu lange darin treibt. Die folgende Seite beschreibt die Gefahren, denen Menschen auf der Flucht ausgesetzt sind. Denn was im Mittelmeer passiert, geht uns alle an.
Weltweit sind über 70 Millionen Menschen auf der Flucht (UNHCR).
Sie fliehen vor Gewalt, Krieg und wirtschaftlicher Not aus ihren Heimatländern.
„Von Migrant*innen beobachtete Todesursachen in Libyen“ erhoben von North Africa Mixed Migration Hub
Situation in Libyen - Die zentrale Mittelmeerroute
Die Menschen, die SOS MEDITERRANEE vor dem Ertrinken rettet, waren vorher längere Zeit in Libyen. Dort sind sie Opfer von schweren Menschenrechtsverletzungen wie Folter, Zwangsarbeit und sexueller Gewalt, geworden.
Quelle: u.a. Ärzte ohne Grenzen
Risiken für Migrant*innen und Flüchtende in Libyen
Die Grafiken beruhen auf Daten, die in Interviews mit Migrant*innen zwischen März 2016 und Januar 2017 in Italien erhoben wurden. Die Interviewten haben die Situationen selbst erlebt oder waren Zeugen der angegebenen Situation.
Quelle: North Africa Migration Hub

In eigenen Worten
„Das Leben in Libyen ist kein Leben. Alle wenden sich zum Meer, das ist die einzige Möglichkeit zu leben.“
Flucht über das Mittelmeer
Die Fluchtroute zwischen Libyen und Italien ist die tödlichste der Welt.
Quelle: MixedMigrationHub
Als Reaktion auf das Sterben im Mittelmeer setzt Italien 2013 das Seenotrettungsprogramm Mare Nostrum in Kraft. 2014 wird es aufgrund fehlender Unterstützung der anderen europäischen Staaten eingstellt.
Quelle: Pro Asyl
Quelle: Amnesty International
Um die fehlenden Rettungskapazitäten auszugleichen, nehmen zivile Organisationen wie SOS MEDITERRANEE ihre Einsätze im Mittelmeer auf.
Quelle: SOS MEDITERRANEE
Programming and visualization by Moriz Büsing, Leaflet | Map tiles by Stamen Design, CC BY 3.0 — Map data © OpenStreetMap
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ÜBERBESETZTE BOOTE
Viele Menschen haben keine andere Wahl, als die Flucht über das Mittelmeer zu wagen.
Die Bedingungen sind lebensgefährlich.
Die Schlauchboote sind für 30 bis 60 Personen ausgelegt. Oft sind sie jedoch mit weit mehr als 100 Personen haltlos überbesetzt.
Auf den Booten bleibt kein Platz für ausreichend Treibstoff, Nahrung und vor allem kein Platz für Rettungswesten. Nur wenige Zentimeter Plastik trennen die Menschen vom Wasser – die meisten können nicht schwimmen.
Quelle: „A perfect storm“ – Bericht von Amnesty International 2017
Wasserversorgung
bei Verletzungen
für Nichtschwimmer
GEFAHREN AUF DEM MEER
Sobald diese Boote in See stechen, befinden sie sich de facto in Seenot.
Laut UNHCR sind 2018 pro Tag statistisch gesehen 6 Menschen im Mittelmeer ertrunken.
Auf dem Meer sind die Menschen zahlreichen Risiken ausgesetzt.
Quelle: „Lives adrift“ – Bericht von Amnesty International 2014
Wenn sie keine Hilfe erhalten und in ihrer Situation nicht gerettet werden, sterben sie!
Quelle: „Desperate Journeys“ – Bericht vom UNHCR 2018

Kentert ein Holzboot, schaffen es die Menschen unter Deck nicht nach draußen. Sie ertrinken im Boot.

Auf den großen Holzbooten befindet sich ein Teil der Menschen im Motorraum unter Deck. Die Erstickungsgefahr aufgrund der Enge und Abgase ist dort besonders hoch.

Besonders in den Sommermonaten leiden viele der Geretteten unter Flüssigkeitsmangel. Die Wasservorräte an Bord sind gering und die starke Sonneneinstrahlung, denen die Menschen auf dem offenen Meer ausgeliefert sind, wirkt wie ein Katalysator.

An Bord gibt es kaum Rettungswesten; viele der Menschen können nicht schwimmen.

Bereits Wassertemperaturen von unter +25° können langfristig für den menschlichen Körper kritisch werden.

Die Schlauchboote werden unter anderem mit Holzbrettern versehen. Deren herausragende Nägel führen immer wieder zu Verletzungen.

Oft sammelt sich am Boden der Schlauchboote Wasser. Bricht unter den Menschen im Inneren des Bootes Panik aus, werden sie noch weiter nach unten gedrückt und ersticken oder ertrinken in dem Wasser im Inneren des Bootes.

Auf den Böden der Schlauchboote vermischt sich Meerwasser mit austretendem Benzin. Diese Verbindung ist hochgradig ätzend und kann zu erheblichen Verletzungen führen. Vor allem Frauen sind davon betroffen. Sie sitzen – in der Annahme, dass es dort sicherer sei – oft in der Mitte der Boote.
FEHLENDE RETTUNGSKAPAZITÄTEN
Bis heute hat die Europäische Union keine menschliche Antwort auf das Sterben im Mittelmeer gefunden.
Zivile Rettungsorganisationen versuchen der Untätigkeit der EU etwas entgegen zu setzen.
Sie werden jedoch zunehmend daran gehindert, ihre lebensrettenden Einsätze fortzuführen.
Quelle: „Criminalisation of Civil Society SAR-Activities in the Mediterranean“ – Bericht von Human Rights At Sea 2019
Damit wird die Flucht über das Mittelmeer noch gefährlicher. Das heißt im Umkehrschluss: ausreichende Rettungskapazitäten minimieren die Risiken für Menschen, die auf der Suche nach Schutz und Sicherheit aus Libyen fliehen.
Quelle: „Blaming the Rescuers“ – wissenschaftliche Studie von Heller / Pezzani 2017
2015
- Ankünfte*
- 153.842
- Zahl der Toten
- 2.913
- Sterblichkeitsrate
- Ein Tod pro 53 Ankünfte
2016
- Ankünfte*
- 181.436
- Zahl der Toten
- 4.578
- Sterblichkeitsrate
- Ein Tod pro
41 Ankünfte
2017
- Ankünfte*
- 119.369
- Zahl der Toten
- 2.873
- Sterblichkeitsrate
- Ein Tod pro
43 Ankünfte
2018
- Ankünfte*
- 23.370
- Zahl der Toten
- 1311
- Sterblichkeitsrate
- Ein Tod pro
19 Ankünfte
2019
- Ankünfte*
- 6.022
- Zahl der Toten
- 594** (Stand 26.08.19)
- Sterblichkeitsrate
- Ein Tod pro 11 Ankünfte
Verheerende Folgen
Höhere Todesrate

Die Flucht wird gefährlicher

Fehlende Zeugen im Mittelmeer

SOS MEDITERRANEE setzt sich dafür ein, dass jede Person in Seenot gerettet und mit Würde behandelt wird. Helfen Sie mit und retten Sie Leben.