Achref, Such- und Rettungsteammitglied an Bord der Ocean Viking
Als die 20-tägige Festsetzung der Ocean Viking von den italienischen Behörden im November angeordnet worden ist, hat sich das wie ein schwerer Schlag für die Crew der Ocean Viking angefühlt.
Achref, Such- und Rettungsteammitglied an Bord der Ocean Viking
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Als die 20-tägige Festsetzung der Ocean Viking von den italienischen Behörden im November angeordnet worden ist, hat sich das wie ein schwerer Schlag für die Crew der Ocean Viking angefühlt.
Als die 20-tägige Festsetzung der Ocean Viking von den italienischen Behörden im November angeordnet worden ist, hat sich das wie ein schwerer Schlag für die Crew der Ocean Viking angefühlt. Die Verwaltungsstrafe wurde auf der Basis des sogenannten “Piantedosi-Dekrets” verhängt, obwohl die Crew lediglich ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Rettung von Menschen in Seenot nachgekommen ist. Achref, einer der Such- und Rettungsteammitglieder spricht darüber wie sich die Crew in der Situation gefühlt hat.
Wie hast du reagiert, als du von der Festsetzung erfahren hast?
Ich war enttäuscht und wütend. Wütend, weil das italienische Dekret dem Seerecht widerspricht.
Ich war stolz die Menschen gerettet zu haben, und dann enttäuscht, dass die Ocean Viking für die Rettung dieser Menschen festgesetzt wurde. Es war ein auf und ab der Gefühle.
Ich war stolz, weil es meine Pflicht war, die Menschen in Seenot zu retten und zu versorgen. Wir waren das einzige Rettungsschiff vor Ort und haben ohne Verzögerung auf das in Not geratene Boot reagiert. All die Menschen nach ihrer Rettung weinen zu sehen, hat mich sehr berührt. Als wir sie an einen sicheren Ort an Land gebracht haben, war ich stolz. Es ist inakzeptabel, festgesetzt zu werden, weil man das Richtige tut. Für mich ist dieses Dekret inakzeptabel. Ich weiß nicht, wie lange uns noch diese Angst vor einer Festsetzung begleiten wird, jedes Mal, wenn wir Menschen retten.
Wie hat der Rest des Teams reagiert?
Nach einer Nacht der Ausschiffung, in der wir kaum geschlafen haben, haben wir den ganzen Tag auf die endgültige Entscheidung gewartet. Luisa, die Such- und Rettungskoordinatorin, kam in den Aufenthaltsraum, um uns über die Festsetzung zu informieren. Sie sagte es in einem bedrückten Ton. Sie war wütend und sagte, es habe lange gedauert, bis sie sich wieder gesammelt hatte, um uns die Entscheidung mitzuteilen. Wir sprachen uns gegenseitig zu, dass wir getan haben, was wir tun mussten, um die Menschen zu retten. Rechtlich und moralisch gesehen war es richtig, es zu tun. In diesem Moment schaute ich in die Gesichter meiner Kolleg*innen. Sie sahen so überwältigt aus, als hätten sie einen Schlag ins Gesicht bekommen. Sie waren schockiert und schwiegen eine Zeit lang. Aber wir sagten uns, dass uns nichts von unserer Mission abhalten wird, und dass wir so bald wie möglich wieder zurück auf See gehen werden, um auf Notfälle im zentralen Mittelmeer zu reagieren.
Credits: Jérémie Lusseau / SOSMEDITERRANEE
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