"Unter Deck befanden sich 60 oder 70 Personen."
Neerav* ist 32 Jahre alt und kommt aus Bangladesch. Er ist Vater von zwei kleinen Kindern. Am 6. November 2024 wurde er mit 139 weiteren Menschen aus einem überfüllten und seeuntüchtigen Holzboot in der libyschen Such- und Rettungsregion evakuiert. Er verbrachte mindestens 10 Stunden zusammen mit 60 bis 70 weiteren Personen unter Deck. Dort bekam er kaum Luft und atmete Treibstoffdämpfe ein.
"Unter Deck befanden sich 60 oder 70 Personen."
Neerav*
Heimatland
Rettungsdatum
Alter
Neerav* ist 32 Jahre alt und kommt aus Bangladesch. Er ist Vater von zwei kleinen Kindern. Am 6. November 2024 wurde er mit 139 weiteren Menschen aus einem überfüllten und seeuntüchtigen Holzboot in der libyschen Such- und Rettungsregion evakuiert. Er verbrachte mindestens 10 Stunden zusammen mit 60 bis 70 weiteren Personen unter Deck. Dort bekam er kaum Luft und atmete Treibstoffdämpfe ein.
Neerav* ist 32 Jahre alt und kommt aus Bangladesch. Er ist Vater von zwei kleinen Kindern. Am 6. November 2024 wurde er mit 139 weiteren Menschen aus einem überfüllten und seeuntüchtigen Holzboot in der libyschen Such- und Rettungsregion evakuiert. Er verbrachte mindestens 10 Stunden zusammen mit 60 bis 70 weiteren Personen unter Deck. Dort bekam er kaum Luft und atmete Treibstoffdämpfe ein.
Neeravs Bericht
Vor der COVID 19 Pandemie habe ich jedes Jahr einige Monate in Malaysia gearbeitet. Es reichte aus, um über die Runden zu kommen. Als die Pandemie ausbrach, gab es keine Arbeit mehr. Ich hatte keine Möglichkeit, meine Frau und meine beiden Kinder zu versorgen. Ich bat meinen Onkel um Hilfe. Er gehörte der Oppositionspartei in unserem Bezirk an. Er half mir, ein Café zu eröffnen, das sehr beliebt wurde. Mein Geschäft lief gut, und ich konnte meinen Kindern ein besseres Leben bieten.
Eines Tages kamen Leute, die der anderen großen politischen Partei angehörten, um in meinem Laden Kaffee zu trinken. Als ich sie zum Bezahlen aufforderte, schlugen sie auf mich ein und ich rannte aus dem Laden. Mir war bewusst, dass sie es nicht dabei belassen würden. Ich erfuhr, dass sie zum Haus meines Onkels gegangen waren und ihn erstochen hatten. Um meine Frau und meine Kinder in Sicherheit zu bringen, versteckte ich sie sofort bei anderen Familienmitgliedern. Als ich zu meinem Laden zurückkam, hatten diese Leute meinen Laden zerstört und das ganze Geld gestohlen. Ich ging nach Hause und fand auch das völlig zerstört vor. Sie nahmen alle Ersparnisse mit, die ich in meinem Haus aufbewahrt hatte. Auch die Wertsachen meiner Familie und die Tiere, die wir auf dem Hof hatten, wurden gestohlen. Ich wusste, dass sie auch hinter mir her sein würden; ich musste fliehen.
Ich bat einen Kontakt, der am Flughafen arbeitete, mir eine Reise nach Ägypten und dann nach Libyen zu organisieren.
Bei meiner Ankunft wurde ich von Libyern abgeholt und mit 12 anderen Personen in ein Auto geworfen. Wir wurden in einem Haus festgehalten, wo wir nur eine Flasche Wasser bekamen. In 15 Tagen bekamen wir acht Mal etwas zu essen.
Sie verlangten Geld; ich sagte, ich hätte bereits bezahlt. Eines Tages brachten sie uns an den Strand und zwangen uns in ein Holzboot zu steigen. Ich wusste nicht einmal, wohin wir fahren würden. Ich hatte diesen Männern nur gesagt, dass ich nicht nach Bangladesch zurückkehren kann, weil mein Leben dort in Gefahr ist.
Alle Menschen aus Bangladesch und Pakistan befanden sich im Inneren des Bootes, Menschen aus Syrien und Ägypten waren draußen auf dem Oberdeck. Unter Deck befanden sich 60 oder 70 Personen. Es gab kaum Sauerstoff. Als das Boot ablegte, füllte sich der geschlossene Raum im Inneren des Bootes mit den Treibstoffdämpfen. Wir konnten nicht mehr atmen. Ich musste mich sehr häufig übergeben. Ein Junge neben mir verätze sich die Haut am Bein mit dem Gemisch aus Treibstoff und Meerwasser, dass sich unter Deck gesammelt hatte. Seine Haut löste sich ab.
Ich erinnere mich, dass ich langsam das Bewusstsein verlor und dann von einem Freund geschüttelt wurde, damit ich aufwachte. Als ich die Augen öffnete, waren nur noch drei Personen im Boot. Als ich aus dem Unterdeck gezogen wurde, war ich so schwach, dass ich nicht laufen konnte, aber ich verstand, dass wir gerettet wurden. Ich konnte es nicht glauben.
*Der Namen des Überlebenden wurde geändert, um seine Identität zu schützen.
Titelfoto: Camille Martin Juan / SOS MEDITERRANEE
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