Bekämpfung von sexualisierter Gewalt an Frauen
Ähnlich wie Roukaya* haben zahlreiche Frauen und junge Mädchen, die von SOS MEDITERRANEE gerettet wurden, während ihrer Flucht sexuelle, physische und psychische Gewalt erlitten. An Bord unseres Rettungsschiffes bietet ihnen ein medizinisches Team - und insbesondere die Hebamme - einen sicheren Ort, ein offenes Ohr und eine adäquate Betreuung.
Bekämpfung von sexualisierter Gewalt an Frauen
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Ähnlich wie Roukaya* haben zahlreiche Frauen und junge Mädchen, die von SOS MEDITERRANEE gerettet wurden, während ihrer Flucht sexuelle, physische und psychische Gewalt erlitten. An Bord unseres Rettungsschiffes bietet ihnen ein medizinisches Team - und insbesondere die Hebamme - einen sicheren Ort, ein offenes Ohr und eine adäquate Betreuung.
TRIGGERWARNUNG: Dieser Artikel und das enthaltene Video beschreiben Szenen von Gewalt, insbesondere von sehr expliziter sexueller Gewalt.
Ähnlich wie Roukaya* haben zahlreiche Frauen und junge Mädchen, die von SOS MEDITERRANEE gerettet wurden, während ihrer Flucht sexuelle, physische und psychische Gewalt erlitten. An Bord unseres Rettungsschiffes bietet ihnen ein medizinisches Team - und insbesondere die Hebamme - einen sicheren Ort, ein offenes Ohr und eine adäquate Betreuung.
Nach Informationen von UN Women1 ist eine von drei Frauen (im Alter von 15 bis 49 Jahren) weltweit Opfer sexueller und/oder körperlicher Gewalt, sexuelle Belästigungen nicht eingeschlossen. Diese Zahlen sind wahrscheinlich noch zu niedrig, da viele Frauen es vorziehen nicht über die Übergriffe, denen sie ausgesetzt sind, zu sprechen. Eine von der Women's Refugee Commission durchgeführte Umfrage unter Migrant*innen, die das Mittelmeer zwischen Nordafrika und Italien überquert haben, hat ergeben, dass 90 % der Frauen und Mädchen irgendwann während ihrer Reise vergewaltigt worden sind2.
"In Libyen kam mein 'Besitzer' nachts und sogar tagsüber in die Garage, in der ich eingesperrt war, um Sex mit mir zu haben. Sogar sein Sohn kam und hatte Sex mit mir. Wenn ich mich weigerte, nahm er eine Zigarette und drückte sie mir auf der Haut aus.”
Heute, im Alter von 48 Jahren, konnte Roukaya* ihr Leben wieder neu aufbauen, aber sie trägt immer noch die seelischen Narben der sexuellen Gewalt, die sie ertragen musste, seit sie Mauretanien im Alter von 13 Jahren verlassen hat. Jahre nach ihrer Rettung durch die Aquarius im Jahr 2016 wollte sie ihre Geschichte erzählen, um "junge Mädchen vor den Gefahren der Fluchtroute zu warnen".
“Roukaya* hat den Mut zu hoffen und zu träumen.”
Aïssa Maïga, Schauspielerin und Regisseurin
Die Schauspielerin und Regisseurin Aïssa Maïga hat sich bereit erklärt, ihre Stimme für einen Animationsfilm von Timothée, einem Freiwilligen der zivilen Seenotrettungsorganisation SOS MEDITERRANEE, zur Verfügung zu stellen. Aïssa Maïga erklärt: "Eine solche Geschichte zu erzählen erfordert sehr viel Demut. Die Erzählung spricht für sich selbst. Wie kann man diese Emotionen vermitteln? Wie kann man sich einbringen? Ich glaube, man muss einen Schritt zurücktreten und einfach die Geschichte für sich selbst wirken lassen. Man muss die emotionale Macht der Geschichte auf sich einwirken lassen".
Für die französisch-senegalesische Schauspielerin, die Mitglied des Fördervereins von SOS MEDITERRANEE ist, spiegelt der Bericht von Roukaya* den großen Mut wider, mit dem diese ihre Geschichte erzählt hat. Roukaya* hat die Kraft, ihre Geschichte zu erzählen, sich mit dieser tiefen Traumatisierung erneut auseinanderzusetzen. All dies wird uns ebenso vermittelt wie der dokumentarische Ansatz ihrer Geschichte. Wir nehmen Anteil an ihrem tragischen Schicksal und an ihrer Fähigkeit, zu träumen und eine bessere Zukunft für sich aufzubauen.”
Die Geschichte von Roukaya* ist leider alles andere als ein Einzelfall. Laut einem Bericht von Mixed Migration3 ist Libyen “einer der größten Hotspots für Menschenrechtsverletzungen. Viele Frauen und Mädchen berichten von Vergewaltigungen in Internierungslagern oder von Zwangsprostitution. Auf der Suche nach Arbeit zur Finanzierung ihrer Flucht laufen sie Gefahr, Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung zu werden. Frauen sind häufig vulnerabler als Männer, z. B. wenn sie lange Strecken zu Fuß zurücklegen. Oft werden sie von Schleppern vergewaltigt, manchmal mit vorgehaltener Waffe“. Viele Frauen tragen die physischen und psychischen Narben dieser wiederholten Übergriffe oder werden infolge von Vergewaltigungen in Libyen oder auf dem Weg dorthin schwanger.
An Bord der Ocean Viking: Bedürfnisorientierte Versorgung von Überlebenden sexueller Gewalt
Roukaya* wurde 2016 vom Rettungsschiff Aquarius gerettet. Seit 2019 ist die Ocean Viking die Nachfolgerin der Aquarius. An Bord leisten die Rettungsteams von SOS MEDITERRANEE eine umfassende medizinische und psychosoziale Versorgung und bezeugen und dokumentieren Fälle von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt.
Die Versorgung beginnt mit der Aufklärung aller geretteten Personen an Bord durch das medizinische Team. Die Überlebenden werden darüber aufgeklärt, dass sexuelle Gewalt in Libyen bei Frauen, aber auch bei Männern und Kindern häufig vorkommt, und es wird versucht, die Stigmatisierung, die Schuldgefühle und die Scham, die viele empfinden, zu verringern. Sie werden darauf hingewiesen, dass an Bord medizinische Versorgung zur Verfügung steht, um mögliche Verletzungen zu behandeln, sexuell übertragbare Infektionen (STI) zu verhindern und psychologische Erstversorgung zu leisten. Frauen können einen Schwangerschaftstest oder eine Schwangerschaftsbetreuung durch die Hebamme anfordern. Gerettete Personen können auch bei ihrer Ankunft an zusätzliche Unterstützung an Land verwiesen werden.
Gerettete Frauen werden in einem speziellen Schutzraum, dem „women's shelter“, untergebracht, zu dem nur sie und ihre Kinder unter 12 Jahren Zugang haben. Daran angeschlossen ist der Beratungsraum der Hebamme. Insbesondere in diesem geschützten Raum berichten viele überlebende Frauen von den sexuellen Misshandlungen, die sie auf ihrem Migrationsweg erlitten haben.
Das medizinische Team bemüht sich, eine sichere Umgebung zu schaffen, in der alle Geretteten die Gelegenheit haben, vertraulich über ihre Erfahrungen zu sprechen. Überlebende von Vergewaltigungen werden niemals dazu gedrängt, ihre Erlebnisse zu veröffentlichen. Dennoch kommen viele Betroffene mit dem Bedürfnis zu uns, ihre Geschichte zu erzählen und zu veröffentlichen.
Interview mit Aissa Maiga
Aïssa Maïga
Das Video ist eindringlich, intensiv, bewegend und aufrüttelnd. Sehr gut umgesetzt. Ein großes Lob an das gesamte Team! Es freut mich zu wissen, dass Roukaya* stolz auf ihr Bezeugnis und die Umsetzung ist.
1. Was hat Sie an Roukayas Aussage besonders beeindruckt?
Roukayas Bericht spiegelt ihren großen Mut wider, mit dem sie auf ihren Lebensweg zurückblickt. Den Mut zu erzählen und sich wieder mit den alten Erinnerungen zu beschäftigen, die tiefe Wunden hinterlassen haben. Und den Mut zu hoffen und zu träumen. All dies kommt zusammen mit dem dokumentarischen Aspekt der Erzählung zu uns. Wir tauchen mit ihr in ihre tragische Lebensgeschichte und in ihre Fähigkeit, zu träumen und sich eine Zukunft aufzubauen, ein.
2. Wie war es für Sie, diese Frau zu verkörpern, die auf ihrem Migrationsweg so viele Vergewaltigungen erlitten hat?
Eine solche Geschichte zu verkörpern, erfordert große Anstrengungen und Demut. Die Geschichte spricht für sich selbst. Wie kann man diese Emotionen darstellen? Welche Rolle soll man spielen? Ich denke, man muss sich zurücknehmen und einfach erzählen, was passiert ist.
* Der Name wurde auf Wunsch der Überlebenden geändert.
1 https://www.unwomen.org/fr/articles/faits-et-chiffres/faits-et-chiffres-mettre-fin-a-la-violence-a-legard-des-femmes
2 https://www.womensrefugeecommission.org/about/
3 https://mixedmigration.org/articles/new-report-on-women-and-girls-on-the-move/
Credits:
Animationsvideo & Illustrationen: Timothée / SOS MEDITERRANEE
Musik: Charlie Trimbur, Pixabay
Stimmen: Aïssa Maïga, Schauspielerin & Filmregisseurin (Roukaya*) und Karine Fourcy, Schauspielerin (Voice Over)
AKTUELLES
"Meine Narben erinnern mich an Libyen und die Überfahrt."
Amine, Such- und Rettungsteammitglied an Bord der Ocean Viking
"Ich dachte, ich würde sterben, bevor das Kind da ist"
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