Risiken und Hoffnungen von Frauen auf Ihrer Flucht über das Meer
Die Überquerung des Mittelmeers stellt für Menschen, die in Europa eine Zuflucht suchen, eine der weltweit lebensgefährlichsten Reiserouten dar. Für Frauen und Kinder wird die Situation noch weiter verschärft, da sie ständig der Gefahr sexueller Ausbeutung und/oder Gewalt durch skrupellose Schlepper ausgesetzt sind.
Risiken und Hoffnungen von Frauen auf Ihrer Flucht über das Meer
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Die Überquerung des Mittelmeers stellt für Menschen, die in Europa eine Zuflucht suchen, eine der weltweit lebensgefährlichsten Reiserouten dar. Für Frauen und Kinder wird die Situation noch weiter verschärft, da sie ständig der Gefahr sexueller Ausbeutung und/oder Gewalt durch skrupellose Schlepper ausgesetzt sind.
Die Überquerung des Mittelmeers stellt für Menschen, die in Europa eine Zuflucht suchen, eine der weltweit lebensgefährlichsten Reiserouten dar. Für Frauen und Kinder wird die Situation noch weiter verschärft, da sie ständig der Gefahr sexueller Ausbeutung und/oder Gewalt durch skrupellose Schlepper ausgesetzt sind.
Die Statistiken der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zeigen eine beunruhigende Entwicklung: Tausende von Frauen und Kindern werden bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, als vermisst oder tot gemeldet. Im Jahr 2023 verloren mehr als 3.100 Menschen im Mittelmeer ihr Leben, darunter ein beträchtlicher Anteil von Frauen und Kindern, welche oftmals in den gefährlichsten Bereichen der seeuntauglichen Boote untergebracht werden.
Viele der Frauen sind auf der Flucht vor Situationen, in denen Gewalt, Unsicherheit und Perspektivlosigkeit den Alltag prägen. Die Beweggründe für die Ausreise sind die Sorgen um ihre Kinder und der Wunsch, ihnen eine Chance auf ein menschenwürdiges Leben zu bieten. In Libyen, einem zentralen Transitland, berichten humanitäre Organisationen von unmenschlichen Zuständen in den Auffanglagern, in denen vor allem Frauen gefährdet sind, misshandelt zu werden.
Mariam, die mit ihrem Mann und ihren vier Kindern vor dem Chaos aus Libyen geflohen ist, spricht die ungeschönte Wahrheit aus:
„Es gibt keine Sicherheit und keine Zukunft in Libyen. Die einzige Möglichkeit, meine Familie und meine Kinder zu retten, bestand darin, das Meer zu überqueren. Ich will mir nicht vorstellen, dass meine Kinder Milizionären oder Schleppern werden. Ich kann nicht zulassen, dass dies geschieht…. Ich möchte, dass meine Kinder gut erzogen werden, sich gut benehmen, empathisch sind und sich ein Leben aufbauen, das lebenswert ist“.
Die Überquerung des Meeres ist keine gewöhnliche Überfahrt, sondern ein ständiger Kampf ums Überleben und um die Bewahrung der eigenen Menschenwürde. Diese Frauen, häufig in Begleitung ihrer Kinder, sehen sich unvorstellbaren Gefahren gegenüber, angefangen bei der Gewalt, die sie in Transitländern wie Libyen oder Tunesien erleiden, bis hin zu den tödlichen Risiken auf dem Meer. Ihre Situation im Mittelmeer ist keine Frage der Einwanderung; sie ist vielmehr das Ergebnis einer schwerwiegenden humanitären Krise, bei der das Geschlecht die Verwundbarkeit und die damit verbundenen Risiken, erheblich erhöht. Diese Frauen wollen nicht nur die europäischen Küsten erreichen; sie sehnen sich nach Sicherheit, nach einer Zukunft für sich und ihre Kinder, fernab von den Bedrohungen und der Gewalt, die ihre Reise geprägt haben.
Diese Tatsachen und die Risiken einer Meeresüberquerung verdeutlichen die Dringlichkeit internationaler Massnahmen, um sichere und legale Migrationswege zu schaffen, insbesondere für die am stärksten gefährdeten Menschengruppen, den Frauen und Kindern.
Ein Rettungsschiff als Lichtblick auf dieser gefährlichen Reise
An Bord der Ocean Viking befindet sich eine voll ausgestattete medizinische Klinik, die ein Ort der Ruhe und Fürsorge für die Überlebenden der gefährlichen Überfahrt ist. Die Anwesenheit einer Hebamme bei jeder Rotation ist ein Beispiel dafür, wie sehr sich SOS MEDITERRANEE für die prä- und postnatale Versorgung und die Unterstützung von Opfern sexueller Gewalt einsetzt. Dieser ganzheitliche Behandlungsansatz, der auch Beratungen in der Geburtshilfe umfasst, die rund 20% der medizinischen Tätigkeit an Bord darstellen, verdeutlicht, dass die besonderen Bedürfnisse von Frauen in diesen kritischen Momenten erkannt und berücksichtigt werden.
Die Klinik an Bord ist mehr als ein Ort der medizinischen Versorgung; sie ist ein Raum, in dem die Würde der Betroffenen wiederhergestellt und ihr Leiden angehört wird. Die Erzählungen von Gewalt, insbesondere sexueller Gewalt, die fast alle Frauen, die durch die libyschen Internierungslager gegangen sind, erlitten haben, finden hier Gehör und werden einfühlsam behandelt. Die Frauen erhalten einen eigenen, vor männlichen Blicken geschützten Raum, in dem sie sich umziehen, ernähren und ausruhen können, und vor allem, in dem sie, wenn sie möchten, in einer sicheren und vertraulichen Umgebung über ihre Traumata sprechen können.
Diese medizinische und psychologische Betreuung an Bord der Ocean Viking zeigt, wie wichtig eine sofortige fachkundige Unterstützung für weibliche Überlebende von schweren Traumata ist. Die angebotene Betreuung geht über die bloße Behandlung physischer Notfälle hinaus; sie beinhaltet wesentliche psychologische Komponente und ermöglicht den Frauen einen ersten Schritt zur Bewältigung der erlittenen Schrecken.
Die Geschichten der Frauen auf dem Meer
Die Geschichten von Vinia, Sarah und Kadi, drei jungen Frauen von der Elfenbeinküste, die nach 12 Stunden auf offener See gerettet wurden, sind Beispiele für die Fähigkeit, extremen Strapazen zu trotzen.
„Wir sind noch jung, zu jung. Wir haben noch nicht richtig gelebt. Ich bin stolz darauf, dass wir es geschafft haben, am Leben zu bleiben und all das Leid in Libyen zu überwinden. Heute sind wir stolz auf uns“,
teilt Vinia mit ruhiger Stimme mit. Diese einfachen, aber eindringlichen Worte klingen wie ein Loblied auf das Leben und die menschliche Belastbarkeit.
Vinia verließ ihr Land auf der Suche nach einer neuen Lebensperspektive, nur um dann mit der harten Realität Libyens konfrontiert zu werden, wo sie und viele andere Frauen unvorstellbarer Gewalt ausgesetzt sind.
„Libyen ist nicht einfach, Frauen werden dort sehr oft vergewaltigt. Man muss immer Geld geben, Geld geben, Geld geben“,
erzählt sie. Trotz wiederholter und gescheiterter Versuche der Hölle in Libyen zu entkommen, führte sie ihr ungebrochener Lebenswille immer wieder auf das Meer, wo sie schließlich von der Ocean Viking gerettet wurde.
Kadi, die schwanger ist und gefangen gehalten wurde, musste ihre Schwangerschaft aus Angst vor Gewalt verheimlichen.
„Die Wärter schlagen schwangeren Frauen oft auf den Bauch. Ich wollte nicht, dass mein Baby getötet wird“,
gesteht sie.
Sarah, die Jüngste der Gruppe, fasst ihre bisherige Odyssee wie folgt zusammen:
„Wenn du aufs Meer hinausfährst, weisst du nicht, ob du sterben wirst oder nicht. Aber es ist besser, das Risiko einzugehen, auf See zu sterben, als in Libyen zu bleiben“.
Diese Berichte sind nicht nur Geschichten des Überlebens; sie sind Ausdruck einer tiefen Sehnsucht nach Freiheit, Sicherheit und nach einer besseren Zukunft. Trotz all der Schrecken, die sie durchgemacht haben, bewahren sich Vinia, Sarah und Kadi ihre Träume und die Hoffnung auf ein besseres Leben.
SOS MEDITERRANEE verfolgt diese Ziele: Rettung, Betreuung und Dokumentation von Zeugenaussagen im Mittelmeerraum
Seit der Gründung hat SOS MEDITERRANEE Zehntausende von Menschen gerettet, von denen ein erheblicher Anteil Frauen und Kinder sind. Diese sind auf den lebensgefährlichen Überfahrten am meisten gefährdet
Die Arbeit von SOS MEDITERRANEE beschränkt sich jedoch nicht auf die Rettung von Menschen. In Partnerschaft mit der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) bietet sie an Bord ihres Rettungsschiffs Ocean Viking medizinische, psychologische und andere benötigte Unterstützung an. Diese Maßnahmen sind für die Überlebenden lebenswichtig, insbesondere für Frauen, die häufig Opfer von Gewalt sind und eine besondere Betreuung benötigen.
Die dritte Aufgabe von SOS MEDITERRANEE, die Dokumentation von Zeugenaussage, ist ebenfalls von zentraler Bedeutung. Indem SOS MEDITERRANEE die Geschichten der Überlebenden sammelt und weitergibt, verleiht die Organisation denjenigen eine Stimme, die nur allzu oft zum Schweigen gebracht werden.
Abgesehen vom Erheben reiner Statistiken und der Anzahl durchgeführter Rettungseinsätze, ist SOS MEDITERRANEE durch seinen humanitären Charakter geprägt: Jedes gerettete Leben ist ein Zeichen der Solidarität und der Hoffnung. Dieses Engagement für Menschenrechte und die Würde von Menschen in Not im Mittelmeer ist ein Aufruf an das Gewissen eines jeden Einzelnen und macht deutlich, wie dringend gemeinsame Maßnahmen sind, um diese humanitäre Krise zu beenden.
AKTUELLES
Amine, Such- und Rettungsteammitglied an Bord der Ocean Viking
"Ich dachte, ich würde sterben, bevor das Kind da ist"
Einsatzbericht 14/24 der Ocean Viking - 185 gerettete Personen
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